Breitband für alle? – Krings bricht Wort
Liebe Besucherin, lieber Besucher dieser Seite,
hat sich die Seite bei Ihnen unterhalb von 5 Sekunden aufgebaut? Dann möchte ich Ihnen gratulieren. Sie haben sehr wahrscheinlich Zugang zu schnellem Internet. Oder baut sich die Seite immer noch auf? Die Kopfgrafik dieser Seite ist noch etwas unscharf und pixelig? Na, dann möchte ich ich alle Leser dieser Seite anhalten, an dieser Stelle aus Solidarität mit jenen, bei denen die Seite noch etwas zum Laden braucht an dieser Stelle zu verweilen – für, sagen wir mal, gut 30 Sekunden. Dann können Sie weiterlesen.
Das fanden Sie absurd? Mag sein. Für viele Menschen ist langsames Internet nach wie vor Realität. Das liegt weniger daran, dass diese Personen in den letzten 10 Jahren verpennt haben von ihrem 56K-Modem auf DSL umzusteigen, als an der einfachen Realität, dass sie in Gegenden wohnen, in die für die Telekommunikationsnetzbetreiber wirtschaftlich uninteressant sind. Allein im Postleitzahlenbereich 4 sind davon 24% der Haushalte betroffen.Für Mönchengladbach bedeutet das, dass besonders die Randgebiete nach wie vor ohne schnelles Internet auskommen müssen. Dies verdeutlicht zum Beispiel der Breitbandatlas des Wirtschaftsministeriums (Auswahl: Leitungsgebunden).
Wer in Herrath, Wanlo, in Teilen von Hardt oder Großheide wohnt kann nicht in dem für viele Menschen gewohnten Maße am Internet partizipieren. Videos bei YouTube müssen lange landen, E-Mail-Anhänge sind nicht innerhalb von wenigen Sekunden heruntergeladen. Sie können nicht via Skype telefonieren oder bei Ebay kurz vor Schluss die Seite noch einmal aktualisieren, um zu gucken, wie gut Sie mit Ihrem Gebot im Rennen liegen oder noch einmal nachbessern müssten.
Das betrifft nicht nur Privathaushalte, sondern auch viele kleine und mittelständische Unternehmen. Gerade die sind heutzutage verstärkt auf einen Internetzugang angewiesen, um Aufträge zu generieren oder für sich zielgruppenorientiert zu werben. Die Konkurrenz schläft nicht. Durch die Unterversorgung mit schnellem Internet entstehen ernstzunehmende Standortnachteile.
Aber hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings nicht Besserung versprochen? Hat verkündet, dass er sich dafür aktiv einsetzen wird? Ja, hat er. Einem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden darf man da natürlich einen gewissen Einfluss unterstellen. Gestern hat er einen entsprechenden Gesetzentwurf im Bundestag abgelehnt. Seine Ankündigungen sind nicht mehr als Lippenbekenntnisse. Statt dessen möchte die schwarz-gelbe Koalition lieber auf marktwirtschaftliche Anreize setzen. Das bedeutet übersetzt: „Der Markt regelt das schon.“ Oder: Ohne hinreichende Nachfrage lohnt es sich für die Unternehmen nicht, in dünn besiedelte Regionen Glasfaserkabel zu verlegen. Ein Verfahren, das bisher durchweg versagt hat.
Obwohl es bei der Versorgung mit Strom durchaus ähnliche gesetzliche Vorschriften gibt, wäre eine solche Situation nahezu unvorstellbar. Denn Strom gehört zur Grundversorgung, Internet hingegen nicht. Weil aber nicht zu erwarten ist, dass die Bedeutung des Internets in den kommenden Jahrzehnten sinken wird, wird es höchste Zeit auch den Zugang zum schnellen Internet dort dazu zu zählen.