Deutschlandfest der SPD – immer eine Reise wert
Am vergangenen Wochenende fand das Deutschlandfest der SPD in Berlin anlässlich ihres 150jährigen Bestehens statt.
Auch die Gladbacher SPD war mit dabei und mit ihr natürlich auch einige Jusos – und wow, was für ein Wochenende.
Los ging es am Freitag um 9 Uhr morgens. Nachdem wir – lange Pausen und lange Staus sei Dank – 10 Stunden später(!) in Berlin ankamen, galt es unsere Pension in der Nähe des Rosa-Luxemburg-Platzes zu beziehen (Mädchenkammer, gut, sauber, günstig, zentral = empfehlenswert). Von da aus okkupierten wir den Vorwärtsverlag. Um 0 Uhr wurde, der Juso-Tradition entsprechend, die Internationale angestimmt.
Nachdem ich mich mal schlau gemacht habe und soweit ich Wikipedia vertrauen darf:
Liebe Jusos, es gibt wohl einen Unterschied zwischen dem kommunistischen Gruß (Linke Faust, Arm angewinkelt) und dem sozialdemokratischen Gruß (rechte Faust, Arm gestreckt), aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren. Unstrittig hingegen ist, dass “Rotfront!” der Gruß des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes war, weshalb ich ihn für etwas unangebracht halte. Auch wenn manche gerne die linkeste Organisation in Deutschland wären, wir sind immer noch Demokraten und Mitglieder der SPD. Der Rotfrontkämpferbund hat auch unsere Genossen bekämpft; unsere Partei gehörte zur Eisernen Front und hatte und hat das Reichsbanner. Doch für die Freitagnacht sei das genug Diskurs und kurz nach dem Absingen der Internationalen ging der Party das Bier aus. Die SPD Kreuzberg hatte jedoch mitgedacht und verteilte nun in ihrer Geschäftsstelle Bier gegen Spenden. Als der Juso-Schwarm auch dieses Feld abgegrast hatte, verteilte man sich auf verschiedene Spätkaufs/Spätkäufe (so heißen Kioske in Berlin) und Clubs in Berlin. Oder man ging in seine Unterkunft, je nach Geschmack, Verfassung und Kondition.
Wir Gladbacher kehrten gegen 4 Uhr in unsere Betten ein, so dass am nächsten Morgen um 9 Uhr vielleicht nicht jede(r) fit, aber doch bereit fürs Frühstück war. Die für 9 Uhr angesetzte Stadtrundfahrt war uns aber irgendwie etwas zu früh, bzw. stellten wir erst um 10 Uhr fest, dass diese bereits vor einer Stunde begann. Das Tiki Heart Café in Kreuzberg bot dann aber ein ausgiebiges, spätes Frühstück aus Pancakes und klassischem English Breakfast an.
Nun war es an der Zeit dem eigentlichen Ziel unserer Reise zu nähern – dem Deutschlandfest der SPD. Und ja, es war ein Fest der Superlative. Über die Straße des 17. Juni zog sich eine Meile aus Info-Ständen, Aktions-Bühnen, Getränkewagen und Fressbuden. Ob nun Naturfreunde, Arbeitsgemeinschaften, Verlage, Reichsbanner, Parlamentsgruppen oder Gewerkschaften – jeder aus dem Dunstkreis der Sozialdemokratie war vertreten.
Auf der Straße und den Bühnen wurde ein buntes Programm geboten. Eine Gruppe demonstrierte in zeitgenössischer Arbeiterkleidung des ausgehenden 19. Jahrhunderts für Arbeiterbildung und Frauenwahlrecht und erinnerte so an die Anfangsjahre der Sozialdemokratie. Es gab offene Fragerunden mit Politikern, Zeitzeugengespräche, Musik, Märchenstunden, und natürlich die lang erwartete Rede von Peer Steinbrück. Es war keine klassische Wahlkampfrede. Peer blickte zunächst auf die stolze Historie der SPD zurück und man merkte ihm seine Nervosität an. Nachvollziehbar, denn noch nie hat ein Kanzlerkandidat vor so vielen Menschen gesprochen. Rund 300.000 Bürgerinnen und Bürger besuchten am Samstag die Straße vor dem Brandenburger Tor.
Das lag natürlich auch an dem musikalischen Programm. Mit Dick Brave und Nena standen zwei Hochkaräter auf dem Programm.
Von Dick Brave und seine Backbeats ließen sich auch weniger Rock’n’Roll-
Begeisterte mitreißen. Nena haben wir Gladbacher uns aber nicht mehr angetan. Nach Dick Brave ging es zurück zur Pension, um sich für die Nacht aufzufrischen. Wir trafen uns mit einigen Jusos aus anderen Unterbezirken (Köln, Neuss, Viersen, Wesel und Recklinghausen, Hamburg) und schauten mal was denn die Kneipen Berlin Mitte zu bieten haben. In der Bar 111 an der Schönhausener Allee fanden wir dann schließlich alle Platz.
Da wir aber eine wunderschöne Sommernacht hatten, suchten wir später einen Spätkauf auf, um die Nacht unter freiem Himmel ausklingen zu lassen. Als es dann langsam hell wurde, war es Zeit für uns unsere Pension aufzusuchen, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor dann nach dem Roland Kaiser-Konzert die Heimfahrt anstand.
Am Sonntag besuchten noch einmal 200.000 Menschen das Fest, womit dieses Deutschlandfest zur größten Veranstaltung einer demokratischen Partei in der Geschichte Deutschlands wurde.
Ach ja, das Konzert haben wir dann durch einen Spaziergang zur Typografie des Terrors ersetzt. Bildung schadet ja nicht.
Die Rückfahrt verlief dann nicht ohne die üblichen Staus, aber sehr ruhig. Nach einem solch intensiven Wochenende eine angenehme Abwechslung, aber man wird ja nur einmal 150.