Gedanken zu Mönchengladbachs Zukunft
Mönchengladbach, größte Stadt der Region Mittlerer Niederrhein, Teil der bevölkerungsreichsten Metropolregion Deutschlands und viertgrößten Metropolregion Europas, dazu mitten im grünen Niederrhein liegend, sollte eigentlich Magnet für junge Familien und hochqualifizierte Arbeitskräfte sein. Und doch bescheinigt der interkommunale Vergleich der IHK Mittlerer Niederrhein der Stadt eine vergleichsweise eher geringe Anziehungskraft für ebenjene Menschen, welche die Zukunft der Stadtbevölkerung bilden müssten.
Zwar liegt Mönchengladbach bei Betrachtung der Demografiefaktoren „zu alimentierende Personen“, „Geburtenrate“ und „Alterung“ meinst im Mittelfeld, gleichzeitig ergibt ein Blick auf zukunftsweisende Faktoren wie „Geburtenrate“ (zweithöchste im Kammerbezirk) und „Bevölkerungsentwicklung bis 2030“ (-4,4% im Vergleich zu durchschnittlich -6,1%) aber ein durchaus positives Bild. Es gilt also, Chancen zu nutzen und die richtigen Entscheidungen jetzt zu treffen, an einem Punkt, an dem sich in Mönchengladbach bereits viel tut, aber auch noch viel zu tun ist.
Sowohl die städtebaulichen als auch die standortpolitischen Entscheidungen, die in den letzten Jahren unter anderem von der SPD-geführten Ampelkoalition getroffen wurden, sind oft gut und richtig, teilweise sogar richtungsweisend wie die Entscheidung für die „Mönchengladbacher Arcarden“ oder die Etablierung des Regioparks als Logistikzentrum. Doch viele zukunftsweisende Aspekte wurden bisher vernachlässigt, einige sogar fahrlässig: Mönchengladbach scheint weiterhin nicht attraktiv zu sein für junge Familien und der lokalen Wirtschaft fehlen junge, hochqualifizierte Nachwuchskräfte. Beide Aspekte, ob getrennt oder zusammen betrachtet, sind in jedem Fall eines: Für eine vorausschauende Sichtweise unabdingbare Faktoren bei der langfristigen wirtschafts- und sozialpolitischen Planung.
Mönchengladbach ist eine Hochschulstadt und hat durch ein besonderes Studienangebot – trotz der unmittelbaren Nähe der dichtesten Universitäts- und Hochschullandschaft Europas – einige auch bei deutschlandweiter Betrachtung bestehende Alleinstellungsmerkmale, die es verstärkt zu nutzen gilt. Die öffentliche Identifikation der Stadt mit der Hochschule Niederrhein muss als logischer Schritt zur erhöhten Außenwirksamkeit verstärkt werden, Mönchengladbach muss klar als Hochschulstandort erkennbar sein. Die so entstehenden Anziehungskräfte des „Magneten Hochschule“ können genutzt und durch Unterstützung von privatem Engagement (wie z.B. Initiativen wie das „Waldhaus 12“) noch verstärkt werden. Konkrete Sport- und Kulturangebote für die Studierenden allein von oder in Kooperation mit der Hochschule für die außeruniversitäre Gestaltung des studentischen Lebens erhöhen die Lebensqualität von Studentinnen und Studenten und ermöglichen eine größere Identifikation mit dem Lebensraum Mönchengladbach.
Die kommunalen Unternehmen als großer Arbeitgeber müssen neben verstärkten Ausbildungsangeboten auch durch die Einführung einer Geschlechterquote vor allem in den entscheidungstreffenden Ebenen attraktiver für junge Arbeitnehmer werden. Hochqualifizierte Arbeitnehmer müssen verstärkt gezielt angeworben werden, um die Vorteile des Standorts Mönchengladbach langfristig zu nutzen. Gleichzeitig muss die Selbstverpflichtung der privaten Wirtschaft, möglichst viele junge Menschen selbst auszubilden und zu übernehmen, verstärkt und permanent betont werden.
Neue Wohnraumprojekte wie der „Vituspark“ sind verstärk zu fördern und überregional zu bewerben, um die Möglichkeiten moderner Wohnkonzepte und deren Bestehen in Mönchengladbach zu unterstützen. Der (gesetzlich vorgeschriebener Ausbau) der U3-Betreuung muss schnellstmöglich vorangetrieben werden.
(Anmerkung: Ein textlich gleichlautender Antrag wurde auf der Mitgliederversammlung am 19.10.2012 beschlossen – dort verbunden mit einer Aufforderung an die SPD-Ratsfraktion, Konzepte zur Attraktivitätssteigerung zu erarbeiten.)